Antigone

Antigone
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Tochter des Oidipus** und der Iokaste**, Schwester der Ismene, des Eteokles* und Polyneikes*. Antigone begleitet mit Ismene ihren blinden Vater in die Verbannung, findet Zuflucht in Kolonos bei Athen und wird von Theseus* befreit, als ihr Onkel Kreon (1)* sie entführen will. Nach dem Tod des Oidipus kehrt sie nach Theben zurück, um den von diesem prophezeiten Zweikampf der Brüder zu verhindern (Sophokles, Oidipus auf Kolonos). Das Verhängnis ist jedoch nicht aufzuhalten: Eteokles und Polyneikes töten sich gegenseitig, und Kreon, der neue Herrscher Thebens, gebietet, die Leichen des Polyneikes und seiner Anhänger unbestattet zu lassen. Antigone aber glaubt, den Göttern mehr gehorchen zu müssen als den Menschen, und will ihren Bruder wenigstens symbolisch bestatten, indem sie etwas Erde auf seinen Leichnam streut. Dabei wird sie beobachtet, verhaftet und von Kreon zum Tod verurteilt: Er läßt sie lebend in ein Felsengrab einschließen. Als Kreons Sohn Haimon, ihr Verlobter, sie befreien will, findet er sie erhängt und nimmt sich das Leben. Aus Gram darüber tötet sich auch seine Mutter. Kreon erkennt zu spät, was er durch Starrsinn verschuldet hat (Sophokles, Antigone).
In seinen Tragödien hat Sophokles Stoffe zum Teil
neu gestaltet, die er älteren, heute verlorenen Epen entnahm. Während der ›Oidipus auf Kolonos‹, ein Alterswerk, Athen als Asyl der Verfolgten preist, steht die um 442 v. Chr. uraufgeführte Antigone ganz im Zeichen des Gegensatzes zwischen göttlichem und menschlichem Recht. Spätere Autoren setzten andere Schwerpunkte. So sah Hölderlin in seiner eigenwilligen, wegen zahlreicher Mißverständnisse von den Zeitgenossen herb kritisierten Nachgestaltung der Antigone (Antigonä, 1804) den tragischen Helden mit Gott gerade deshalb im Streit liegen, weil jener Gottes Nähe sucht. Die 1917 erschienene ›Antigone‹ Walter Hasenclevers versteht sich als flammender Protest gegen den Krieg. Jean Anouilhs gleichnamiges, 1944 in Paris uraufgeführtes Drama überträgt die Handlung ins 20. Jahrhundert, in eine gottlose Welt, in der zwei Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen dem Leben gegenüber aneinander scheitern. Antigone sucht den Tod als Ausweg aus einem ihr verhaßt gewordenen Dasein. Bert Brecht in seinem ›Antigone- Modell‹ (1948) gibt sich antifaschistisch. Unter zahlreichen Antigone-Opern ragen das 1927 uraufgeführte Werk Arthur Honeggers mit dem Libretto von Jean Cocteau (nach Sophokles) und Carl Orffs ›Antigonae‹ (1949) hervor, der, wie der Titel verrät, Hölderlins Übertragung zugrunde liegt.

Who's who in der antiken Mythologie. 2013.

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  • Antigone — (altgriech. Ἀντιγόνη, heute Αντιγόνη) ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Sie war die Tochter des Ödipus und der Iokaste. Die klassische Version ihrer Sage findet sich in der gleichnamigen Tragödie des Sophokles, die wahrscheinlich… …   Deutsch Wikipedia

  • ANTIGONE — Issue de l’union maudite, parce qu’incestueuse, d’Œdipe et de Jocaste, elle porte bien son nom (du grec Antigonê ), celle que sa piété familiale condamnera à une mort atroce sans époux ni descendance, au terme d’une courte vie toute de malheur,… …   Encyclopédie Universelle

  • Antigone — Antigone,   griechischer Mythos: Tochter des Ödipus und der Iokaste, begleitete ihren Vater in die Verbannung (Tragödie des Sophokles: »Ödipus auf Kolonos«) und kehrte später nach Theben zurück. Gegen Kreons Verbot bestattete sie ihren im Kampf… …   Universal-Lexikon

  • Antigone — Antigone, myth., Tochter des Oedipus und der Jokasta, Schwester des Eteokles, des Polynices und der Ismene, begrub gegen Kreons Gebot den vor Theben getödteten Polynices und wurde darum von demselben verurtheilt, lebendig begraben zu werden. Sie… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Antigone — ANTIGŎNE, es, Gr. Ἀντιγόνη, ης, (⇒ Tab. XXII.) des Oedipus und der Iokasta Tochter, folgete ihrem Vater ins Elend nach, als er nach seiner erkannten begangenen Blutschande sich selbst die Augen ausstach, und so wohl sein Reich, als Vaterland,… …   Gründliches mythologisches Lexikon

  • Antigone — f Classical name in occasional modern use. In Greek mythology Antigone was a daughter of Oedipus by his accidental incestuous marriage to his own mother, Jocasta. She tended her father as he wandered through Greece, blinded, disgraced, and… …   First names dictionary

  • Antigone —    Drame de George Tzavellas, d après l œuvre de Sophocle, avec Irène Papas, Manos Katrakis.   Pays: Grèce   Date de sortie: 1961   Technique: noir et blanc   Durée: 1 h 30    Résumé    Adaptation fidèle de la tragédie antique. Antigone donnera… …   Dictionnaire mondial des Films

  • Antigone — [an tig′ə nē΄] n. [L < Gr Antigonē] Gr. Myth. a daughter of Oedipus and Jocasta: she defies the king of Thebes, Creon, by performing funeral rites for her brother, Polynices …   English World dictionary

  • Antigŏne — Antigŏne, 1) ältere Tochter der Jokaste u. des Ödipus, Schwester der Ismene, des Polynikes u. Eteokles, begleitete ihren blinden Vater in das Exil nach Kolonos in Attika u. ging nach dessen Tode nach Theben zurück, wo sie ihren, im Feldzug der 7… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Antigŏne — Antigŏne, Tochter des Ödipus (s. d.) und der Jokaste, begleitete ihren blinden Vater in die Verbannung. Nach dessen Tode nach Theben zurückgekehrt, bestattet sie trotz des Verbotes ihres Oheims Kreon ihren im Zweikampf mit Eteokles gefallenen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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